Dienstag, 17. Mai 2011

Gerade gehört: Kate Bush - Director's Cut

Kate Bush - Director's Cut

Während ich das schreibe höre ich die neue CD von Kate Bush bereits zum vierten Mal und es stellt sich kein Verschleiß ein. Im Gegenteil: einige Songs wachsen mit der Zeit. Und die Songs haben ja tatsächlich schon reichlich Zeit auf dem Buckel, denn sie stammen allesamt aus den beiden Alben The Red Shoes (vom November 1993) und The Sensual World (Okt. 1989). Mit beiden Alben bin ich nie sonderlich warm geworden. Besonders The Red Shoes fand ich stets ideenlos in jeder Hinsicht und empfand das anschließende Ausbleiben einens Nachfolgealbums auch immer als sehr konsequent.

Nach dem überwältigenden Erfolg von Hounds Of Love waren die Ansprüche an die Nachfolgealben natürlich groß. Kate Bush konnte sie nicht erfüllen. Ich halte sie jedoch für charakterstark genug, um Erwartungen von außen gar nicht zuzulassen. Nicht umsonst sagt man, man solle auf dem Höhepunkt seines Schaffens aufhören. In unserer Zeit werden diese Höhepunkte allerdings an den Kontoständen der Beteiligten und nicht mit kreativen Maßstäben gemessen. Dass Kate Bush nach wie vor großartige Songs schreiben konnte, zeigt, dass es nicht an ihr lag, dass diese Alben so flau aussfielen.

Das muss Kate Bush gewurmt haben. Ein Jammer, wenn gute Songs auf unterbewerteten Alben verschwinden. Also hat sie sich hingesetzt und einen Director's Cut angefertigt, dabei einige Songs neu eingespielt, andere neu abgemischt oder editiert und die eine oder andere Textzeile angepasst. Und das Gute: es passt, es klingt wie ein neues Album. Ja, selbst einige Songs klingen wie neue, aktuelle Kompositionen. Kate Bush hat eine neue Sprache gefunden, um diese Songs nach 20 Jahren wiederzubeleben. Und das ist gut!

Den eingefleischten Fans (die sich ja auch schon mal als die undankbarsten erweisen können) streiten nun natürlich darüber. Sie kennen die Songs zur Genüge und wünschen sich neue. Ich rate ihnen jedoch, sich dieses Album in Ruhe anzuhören. Sie werden eine Menge Neues entdecken. Und von schlechtem Sound, Hauptstreitpunkt unter den "Experten" mit ihren vom Digitalen verkorksten Ohren, kann ich nichts hören. Kate Bush bevorzugt nun einmal einen warmen, analogen Sound und das hat sie schon immer getan und das klang auf Vinyl auch immer gut. Lediglich die CD-Versionen ihrer Alben hatten mitunter einen etwas muffeligeren Sound. Auch ihr Comeback-Album Aerial von 2005 klang nicht anders. Damals gab es kaum Kritik.

Noch schlimmer die Fans, die ihre Stimme als "stellenweise brüchig" beschreiben. Leute, diese Frau ist kein junges Mädchen mehr! Ich empfinde Kate Bushs Stimme als reifer aber 100% wiedererkennbar und nie brüchig. Die Kiekser von ganz früher fehlen. Ansonsten hat sie nichts eingebüßt.

Das Album gibt es auch in einer Ausgabe mit 3 CDs. Neben dem originalen Album enthält das Set auch die beiden Alben The Red Shoes und The Sensual World, eines davon allerdings in nahezu unveränderter, das andere in remasterter Version. Das Set kostet zwar keine 10 EURO mehr als die Einzel-CD, ist trotzdem etwas fragwürdig. Möglicherweise waren diese beiden Alben aber zuletzt gar nicht mehr erhältlich und Kate Bush wollte sie so wieder zugänglich machen. Wer weiß. Ist aber im Endeffekt egal.

Bleibt zu erwähnen, dass es dieses Album ab Freitag (20.5.) auch als Doppel-Vinyl gibt, und dass es das erste auf ihrem eigenen Label Fish People ist. Entsprechend wurde auch ihre Webseite umgestaltet. Dort kann man sich auch das Video mit Robbie Coltrane anschauen.

And So Is Love | Fish People | Kaufen (amazon) | Interview im Zeit Magazin vom 15. Mai

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