Montag, 11. Juli 2011

Portrait: Herman Brood zum 10. Todestag


Heute vor 10 Jahren starb Herman Brood. Er wurde nur 54 Jahre alt.

Nur wenige werden sich heute dieses Musikers erinnern, wenn sie nicht gerade in den Niederlande leben, denn dort war (und ich nehme an: ist noch immer) Herman Brood ein Star. Am Trauerzug, der am Hilton Hotel, von dessen Dach Brood in den Freitod sprang, begann, hin zum Paradiso, Amsterdams legendärem Club, der für Broods musikalische Karriere eine wichtige Rolle gespielt hatte, nahmen tausende von Zuschauern teil. Fans genauso, wie Schaulustige, denn Broods Berühmtheit, beruhte zumindest zur Hälfte auf seiner Drogensucht, die er seit den späten 70er-Jahren immer wieder öffentlich thematisiert hatte.

In Deutschland hatte Brood eine treue Fangemeinde, tatkräftig unterstützt durch das Magazin Sounds, das in Brood eine Art musikalischen Heilsbringer sah. Auch eine kurze Liaison mit Nina Hagen schürte die Aufmerksamkeit hierzulande. Trotzdem kennt ihn heute kaum mehr jemand, was wirklich schade ist. Glücklicherweise ist wenigstens seine Musik im Großen und Ganzen nach wie vor erhältlich.

Seit 1964 sammelte Brood musikalische Erfahrungen. Seine bekannteste Station war die Band Cuby and the Blizzards. 1976 gründete er seine eigene Band, Herman Brood & his Wild Romance und bereits ein Jahr später erschien deren erstes Album Streets, das jedoch kaum Aufmerksamkeit erregte. Nachdem Teile der anschließenden Tournee aufgrund der Drogenexzesse Broods abgesagt werden mussten, war die Aufmerksamkeit auf deren Seite und das zweite Album der Band, Shpritz, wurde zum Verkaufsschlager in ganz Europa. Songs wie Dope Sucks oder Rock & Roll Junkie sind heute Klassiker und mit Saturday Night hatte Brood seinen ersten Top-10-Hit.

Der Versuch 1979 den amerikanischen Markt zu erobern schlug jedoch fehl. Herman Brood & his Wild Romance tourten zwar mit Bands wie den Kinks oder den Cars, und Saturday Night erklomm die Billboard-Charts bis auf Platz 35, doch das reichte nicht, um sich jenseits des Atlantiks etablieren zu können.

Zurück in der Heimat bröckelte dann nicht nur die Band, sondern auch der Erfolg und weitere Alben warfen zwar noch den einen oder anderen Hit ab, hinterließen aber im abklingenden Punk- und Pubrock-Fieber kaum mehr Spuren.

Herman Brood blieb sein Leben lang drogenabhängig. Anfangs genoss er es sichtbar, öffentlich über seine Abhängigkeit zu reden. Später bekam er oft Skrupel, hatte Angst davor, seine Fans könnten durch ihn zum Drogenkonsum verleitet werden, obwohl er sich stets als abschreckendes Beispiel inszenierte und nicht nur in seinen Songs vor den Folgen des Drogenkonsums warnte.

In seinen späteren Jahren widmete sich Brood der Kunst. Er malte, meist großformatige, graffitiinspirierte Objekte, der Popart nahe. Hin und wieder erschien ein Album von ihm und die Wild Romance tourte mit einem Comeback-Album Ende der 80er-Jahre durch Deutschland. Zu seinem 50. Geburtstag gab es eine riesige Show im Paradiso in Amsterdam und ein Album mit Duetten mit dem schönen Titel 50 - The Soundtrack.

Herman Brood wählte den Freitod, nachdem 2001 eine Entziehungskur fehlgeschlagen war er unter schweren gesundheitlichen Problemen litt.

Street (1977) | Saturday Night (1978) | Herman Brood bei amazon | Herman Broods offizielle Seite

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